Der suizidale Mensch ist jemand, der von seinen Mitmenschen zu oft mitgeteilt bekam, dass er seinen identitätsstiftenden Platz in dieser Gesellschaft nicht einnehmen darf oder kann. Suizid ist die Folge von familiärer, gesellschaftlicher, beruflicher Ausgrenzung. Der Selbstmord ist die konsequente Fortsetzung dessen, was andere schon begonnen hatten: Die Entsorgung, das Nichtteilhabenlassen, die Ausgrenzung, das Negieren von Sozialitätsbedürfnissen eines Menschen. Wahrscheinlich ein biologisches Programm, das die Schwachen aussortiert. Welche Handlungsalternativen ergeben sich aber nun für Menschen, die gefährdet sind, sich selbst zu töten?
Jemand der suizidal ist hat vier Handlungsoptionen.
a) Der suizidale Mensch akzeptiert die Ausgrenzung seiner Umwelt bzw. er anerkennt die degradierende Meinung der anderen. Um den erniedrigenden Effekt zu verstärken und die Isolierung voranzutreiben nimmt er Drogen, verletzt sich selbst, isst maßlos, zieht sich weiter zurück, degradiert sich selbst. Am Ende suizidiert er sich, indem er eine Überdosis Drogen nimmt, sein Auto gegen einen Brückenpfeiler lenkt, oder andere kreative Einfälle hat. Das ist die klassische Haltung eines depressiven Menschen, der sich mit seiner Ohnmacht identifiziert hat.
b) Er hat aber gute Chancen in das Miteinander zurückzukehren, wenn er die Herausforderung annimmt, alle Experimente, die andere mit ihm durchführen, vehement, schnell und ausdrucksstark zu sanktionieren. Er lernt, sich mit anderen konstruktiv auseinanderzusetzen, mutig zu sein, zu streiten. Er lernt, sich zu behaupten, seine Stimme und seine Argumente, seine Werte und Befindlichkeiten zu nutzen, um seine legitimen Interessen durchzusetzen.
c) Der suizidale Mensch hat eine hohe Kampfbereitschaft, bei maximaler Ohnmacht. Deswegen richtet er seinen ganzen Zorn gegen sich selbst. Die dritte Handlungsoption besteht also gerade darin, die Ohnmacht zu akzeptieren, das Gegenüber als Mächtigen anzuerkennen und sich damit zu arrangieren. Er toleriert die eigene Schwäche und die Stärke der anderen. Er identifiziert sich mit dieser Rolle. Das ist die klassische Haltung eines Kindes seinen Eltern gegenüber oder die Haltung des Bürgers gegenüber der Staatsmacht.
d) Wenn er über die kommunikativen Kompetenzen wie in b) beschrieben nicht verfügt oder es ihm einfach nicht gelingt, sich Gehör zu verschaffen, er sich nicht mit der Rolle des Ohnmächtigen identifizieren möchte oder die bestehenden Machtverhältnisse nicht tolerieren kann, dann bleibt noch die Möglichkeit Krieg zu führen, mit dem Ziel seine Interessen mit Gewalt (den Gegner schädigende) durchzusetzen. Das Problem ist aber, dass es im Eskalationsfall zur Auslöschung aller im Konflikt beteiligten kommen könnte. Krieg führen ist also nur dann sinnvoll, wenn die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, den Kampf zu gewinnen. Es gibt zahlreiche legale, legitimierte und rationale Mittel den Gegner zu schwächen z.B. ihn mit Hilfe eines Strafantrags von seinem üblen Tun abzuhalten.
Über 10000 Menschen haben sich im Jahr 2011 für Variante a) entschieden: